Galileo-Training

Ergänzend zur Physio- und Ergotherapie stellt das Galileo-Training eine etablierte Therapieform in der Therapie von Kindern und Jugendlichen mit neuromuskulären Einschränkungen dar (Galileo Therapy, 2020). Ein regelmäßiges Galileo-Training kann bei der Behandlung von bewegungseingeschränkten Patienten zu einer erheblichen Verbesserung der motorischen Fähigkeiten im Bereich des Stehens, Gehens sowie bei Bewegungsübergängen, z.B. aus dem Sitz in den Stand, führen (Renuka et al., 2020). Durch die erzeugten Vibrationen bzw. schnellen Wipp-Bewegungen wird die Muskulatur aktiviert. Der Körper reagiert hierbei auf die Vibrationen im Wechsel beider Körperhälften mit rhythmischen, reflexgesteuerten Muskelkontraktionen. Diese reflexgesteuerten Bewegungen sind deutlich weniger anstrengend als willentlich gesteuerte Bewegungen. Bei dem Training wird der gesamte Haltungsapparat trainiert, somit findet eine Kräftigung des gesamten Körpers von den Beinen bis hinauf in den oberen Rumpf statt. Zusätzlich nimmt Vibrationstraining außerdem einen positiven Einfluss auf Personen mit Spastik und Muskelkontrakturen, dazu im Folgenden mehr.

Beim Training zwischen 5-10 Hertz wird hauptsächlich die Balance trainiert, der Schüler bzw. die Schülerin mobilisiert, die Propriozeption verbessert und an der zentralen Kommunikation gearbeitet.

Erhöht man die Frequenz auf zwischen 12- 20 Hertz, so dient dieses zum Dehnen der Muskeln (z.B. bei Kontrakturen), verbessert die Muskelfunktion, Koordination, lindert Schmerzen, verbessert die Körperwahrnehmung und sorgt für ein positives Spastikmanagement.

In dem Bereich von 11-14 Hertz kann eine vermehrte Lymphrückführung verzeichnet werden und Muskelspannungen werden reduziert.

Im Hertzbereich von 20-40 Hertz ist ein Training mit maximaler Co- Kontraktion möglich: die Leistung der Muskulatur wird gesteigert, die Ausdauer verbessert und kardiovaskuläres Training findet statt. Dies alles findet bei einer verringerten spinalen Erregbarkeit statt.
Dabei werden Faszien und Sehnen maximal gedehnt und die Körperwahrnehmung verbessert.

Wirkungen der Galileo-Therapie sind (Galileo Therapy, 2020):

  • Das Herz-Kreislauf-System wird verbessert.

Sowohl in Leistungsfähigkeit als auch in der Ausdauer tritt statistisch eine deutliche Verbesserung auf. Durch wissenschaftliche Studien ist es belegt, dass dieses Training besonders schonend für das Herz-Kreislauf-System und die Gelenke ist. Da zahlreiche Schülerinnen und Schüler durch Deformitäten, Kontrakturen und Operationen keine Stehfähigkeit mehr erlangen werden ist dieses Gerät eine gute Option, um durch das angepasste Vibrationstraining die Muskelleistung ohne Stehbereitschaft im Sitzen zu trainieren und somit die Folgeerscheinungen zu minimieren.

  • Die Muskelleistung wird verbessert.

Durch das Training auf dem Galileo kommt es zu einer Steigerung von Muskelleistung und Muskelkraft. So kann eine Verbesserung der Rumpf- und Haltungskontrolle erreicht werden. Dieser Anstieg hat ein vermindertes Osteoporoserisiko zur Folge und kann somit als Osteoporose- Prophylaxe angesehen werden. Reflektorisch wird während des Trainings auch der Mund- und Beckenboden trainiert. Jene Aktivierung der Muskulatur läuft automatisch, nicht willkürlich ab und wird über den Dehnreflex der Muskulatur gesteuert.

Die Schülerinnen und Schüler brauchen zum Trainieren keine aktiven Fähigkeiten.

  • Die Muskelfunktionen verbessern sich.

Die Vibrationen (je nach Frequenzbereich- siehe Vorstellung) können für eine Lockerung und gleichzeitige Stärkung der Muskulatur sorgen, abschwellend wirken, Kontrakturen entgegenwirken oder sogar die Wahrnehmung verbessern. Des Weiteren führt sie zu einer verbesserten inter- und intramuskulären Koordination.

Für Schülerinnen und Schüler, welche die meiste Tageszeit stillsitzend im Rollstuhl verbringen (Personen mit Zerebralparese ohne Gehfähigkeit sind bis zu 95 % von ihrer Wachzeit stillsitzend. (Paleget al., 2013)) wäre dieses Hilfsmittel eine Möglichkeit für ein ganzheitliches Training, selbst wenn das Stehen nicht möglich sein sollte. Durch die Nutzung im Sitzen könnten diese Schülerinnen und Schüler gesichert trainieren.

  • Verbesserung der Mobilität und Mobilisation.

Das Gleichgewicht wird geschult und Koordination wird gefördert. Dies reduziert das Sturzrisiko für mobile Schülerinnen und Schüler.

Durch die spastikreduzierende und detonisierende Wirkungsweise erweitert sich das Bewegungsausmaß. Für Schülerinnen und Schüler mit schweren Mehrfachbehinderungen bedeutet dies eine Verbesserung der Gelenksmobilität und dadurch weniger Schmerzen bei Bewegungen.

  • Die Knochenstruktur wird gestärkt.

Das Vibrationstraining sorgt für einen vermehrten Zug an den Muskeln, Faszien und Sehnen. Diesen Zug geben die Strukturen an den Knochen weiter. Durch die neue Belastung des Knochens bildet dieser sich verstärkt aus und wird stabiler, belastbarer und besser durchblutet.

  • Verbesserung des Nervensystems.

Anhand der Körperübungen auf dem Galileo kommt es zur Erhöhung der Durchblutung. In Folge dessen findet eine verbesserte Versorgung statt, sodass Gehirn und Körper besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt werden.
Das Nervensystem löst elektrische Nervenimpulse aus und sorgt für die Stimulation von neuronaler Kommunikation und Begünstigung der Regeneration dieser neuronalen Strukturen.

  • Wahrnehmungstraining.

Durch die propriozeptiven Reize wird die Tiefenwahrnehmung stimuliert. Eine gute Eigenwahrnehmung ist ausschlaggebend, um die eigenen Grenzen des Körpers erfassen zu können und Bewegungen sicher durchführen zu können.

Für weitere Informationen und Anregungen besuchen Sie auch gerne: www.galileo-training.com

Literatur- und Quellenverzeichnis

Galileo-Therapy (2020). Neuromuskuläre Therapie mit Galileo. Abgerufen am 23.08.2020 von https://www.galileo-therapy.com/kindertherapie.html

Renuka, M. V., Hofman, P. L., Derraik, J. G., Colle, P., Biggs, J. B., Munns, C. F., Cutfield, W. S., & Gusso, S. (2020). Safety, Feasibility and Efficacy of Side-Alternating Vibration Therapy on Bone and Muscle Health in Children and Adolescents With Musculoskeletal Disorders: A Pilot Trial. Paediatric Child Health.

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